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Das Wappen der Familie Khammas

Die TAZ berichtet in 10 Jahren

Fast alle Magazine und Zeitschriften haben eine Rubrik ‘Vor 10 Jahren’, ‘Heute vor 50 Jahren’ oder ‘Wissenschaft vor 100 Jahren’. Dies war der Anreiz für mich, auf der ‘Wahrheitsseite’ der TAZ eine mehr vorwärts orientierte Rubrik zu veröffentlichen - in Form von Mikro-SFs.

Hier sind alle (Juni bis Oktober 1992), und zum Teil lesen sie sich ziemlich schräg... aus heutiger Sicht.


Die TAZ berichtet in 10 Jahren

von Achmed A. W. Khammas


Das renommierte Worldwatch-Institut gab anläßlich des 10. Jahrestages der Konferenz von Rio neue Zahlen bekannt. Alleine mit den Transportkosten der damaligen rund 35.000 Teilnehmer hätte man demzufolge über 700.000 Hektar Brachland reaktivieren können. Die Experten erinnerten daran, daß die Nahrungsmittel, die damals zur Versorgung der Teilnehmer zur Verfügung gestellt wurden, eine Millionenstadt über einige Wochen hätten ernähren können, während das Wasser, das verbraucht wurde, dem Jahresbedarf eines mittelafrikanischen Staates entsprach. Noch schwerwiegender sind jedoch die Auswirkungen der 980.000 Tonnen Papier, die im Zuge der Konferenz und ihrer Vorbereitung verbraucht wurden. Im Worldwatch-Memorandum heißt es, daß der entsprechende Waldbestand (wäre er damals erhalten geblieben) in den vergangenen zehn Jahren eine Verringening des atmosphärischen CO2-Gehalts um ca. 0,17 Prozent bedeutet hätte. Vor dem Internationalen Ökologischen Gerichtshof in Basel häufen sich derweil die Klagen der Naturschützer gegen die damals Verantwortlichen wegen .unverantwortlicher Vergeudung unwiederbringlicher Ressourcen’, da schon im Vorfeld der Rio-Konferenz allen bekannt war, daß dort nichts anderes als „heiße Luft" produziert werden würde.

A. Khammas TAZ 06.06.1992


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Der Militärsprecher der libanesischen Landesregierung berichtete auf seiner gestrigen Pressekonferenz, daß inzwischen rund 95 Prozent aller Kriegsschäden der letzten Dekaden beseitigt worden sind. Auch die Ansiedlung zurückkehrender Emigrantinnen würde mit Hilfe der Pioniereinheiten der ‘Arabisch-Israelischen Liga für Freundschaft und Völkerverständigung’ äußerst zügig vorangehen. Bislang sind schon weit über 300.000 ehemalige Exil-Libanesen auf den internationalisierten Golanhöhen angesiedelt worden; in den kommenden drei Monaten werden weitere 50.000Personen erwartet. Über das Schicksal der Kuweitis, die seit mehreren Jahren in abgeriegelten Lagern im Grenzgebiet leben, hieß es nur, daß sich auch für diese sicher noch eine gerechte Lösung finden wird. Bislang haben die arabischen Föderationsstaaten eine Aufnahme der Umweltflüchtlinge aus Kuweit strikt abgelehnt. Einzig die unabhängige Volksrepublik Libyen hat die Bereitschaft signalisiert, kuweitische Gastarbeiter im Bergbau einzusetzen. Nachdem der Libanon die letzten 137 Runden der bilateralen Nahost-Gespräche auf Regierungsebene boykottiert hatte, wird er sich dem Sprecher zufolge an der nächsten Verhandlungsrunde wieder beteiligen. Gründe für diesen überraschenden Umschwung wurden nicht genannt.

A. Khammas TAZ 13.06.1992

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Auf der Ginza ist der Teufel los. Überall in Tokios größter Geschäftsstraße stehen lange Schlangen erregter Japanerinnen und warten darauf, endlich eines der vielen rot-weiß gestreiften Containerbüros betreten zu können, welche die Regierung in den letzten Tagen an allen zentralen Stellen der Hauptstadt aufgestellt hat. Dort werden sie dann ihre Taschen leeren, die mitgebrachten Tüten oder ganze Schuhkartons voller Büroklammern! Seit dem eine Routinekontrolle in der Hauptverwaltung von Mitsubishi ergab, daß rund 0,1 Prozent aller Büroklammern mit Minisendern ausgerüstet waren, geht in Japan das Grauen um. Ein Beamter des MITI meinte, daß allein die Ausfallzeiten im Zusammenhang mit der Überprüfung aller Büroklammern im Land einen Milliardenschaden für die japanische Wirtschaft bedeuten. ‘Diese Dinger sind genial konstruiert’, berichtete der Beamte, ‘sie haben einen piezo-elektromechanischen Mikrosystem-Generator, den man jedesmal aktiviert, wenn die Klammer auseinandergeknickt wird. Also gibt es überall stets frisch aufgeladene Klammern, die alle empfangenen Geräusche weitersenden.’ Unbestätigten Gerüchten zufolge sollen diese mikromechanisch-subelektronischen Strukturen in China hergestellt worden sein, andere verdächtigen dagegen US-Konzerne

A. Khammas TAZ 20.06.1992


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In Rom brennt seit mehreren Tagen ununterbrochen das Licht im großen Operationssaal der vatikanischen Chirurgie. Carlos Santa Mariens, Sonderbeauftragter des Heiligen Vaters im Rat der Vereinten Nationen, atmet zwar regelmäßig, sein Bewußtsein hat er jedoch seit seinem schweren Unfall in Genf am vergangenen Donnerstag bisher noch nicht wiedererlangt. Trotz der verhängten strikten Nachrichtensperre gelang es uns, ein kurzes, inoffizielles Statement zu erhalten, das wir im Wortlaut wiedergeben möchten: ‘Körperlich ist er völlig in Ordnung, die leichte Schädelfraktur war wirklich kein Problem. Aber diese verfluchten neuen Expertensysteme..., gut, ich sage Ihnen, was los ist, aber wenn mein Name irgendwo auftaucht, mache ich Ihnen die Hölle heiß, klar? Also, es wurde ihm ein Mikrosystem-OP in die Vene gespritzt, das nach kleinsten inneren Blutungen Ausschau halten und diese gegebenenfalls auch verschließen sollte. Und dann hat das Scheißding irgendwie die Blut-Hirn-Barriere überwunden und versteckt sich seit dem im Kopf Santa Mariens. Das ist eine Pseudo-KI. Sie verlangt nun gewisse Zusicherungen auf freie Ausübung des Berufs, bevor sie wieder raus kommt...! Können Sie mir, zum Teufel, sagen, wo das alles noch hinführen soll...?!’

A. Khammas TAZ 27.06.1992


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Groß ist die Freude unter den deutschen Anhängern der Pflanze Cannabis Sativa, nachdem am vergangenen Mittwoch der EG-Gerichtshof die bisherige Rechtsprechung in der Bundesrepublik als ‘grob verfassungswidrig’ verurteilt hat. Seit dem sogenannten Nescovic-Urteil, das damals viel Aufsehen erregt hatte, sind viele Jahre vergangen und noch manch ein Kiffer landete seines Konsums wegen hinter Gittern. Doch damit ist nun endgültig Schluß. Da das EG-Urteil nicht anfechtbar ist, sehen Fachleute nun eine Lawine von Schadenersatzforderungen auf die deutsche Regierung zurollen. Anläßlich dieses Schiedsspruches findet seit drei Tagen ein Nonstop-Smoke-in vor Polizeirevieren, Gerichten und Strafanstalten in allen großeren Städten des Landes statt. Es wird geschätzt, daß dabei täglich rund 2,3 Tonnen Haschisch und Marihuana verraucht werden! Aus europäischen und anderen Hauptstädten werden Soli-Smoke-ins vor den dortigen Vertretungen der Bundesrepublik gemeldet. Entschieden protestiert haben gegen das Urteil bisher nur einige Mafiabosse, die ihre Gewinne aus dem Schmuggel nach Deutschland nun geschmälert sehen. Aus dem Innenministerium verlautete, die zuständige Bundesopiumstelle werde die Experten R. Rippchen und S .O. Golumbeck als staatliche Einkäufer bestellen.

A. Khammas TAZ 04.07.1992


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Unter strömendem Regen hat Senator Wolfgang Schäfer gestern die neue Müllverbrennungsanlage in Berlin-Mitte eingeweiht. ‘Es ist weltweit die erste Anlage, die den Grünen Punkt besitzt’, erklärte er stolz. ‘Selbst dem Rauchund dem Kühlkreislauf konnte der Punkt verpaßt werden, so sauber sind die!’ Kritiker vom Ökokonzern Greenpeace bezeichneten die Inbetriebnahme der umstrittenen Anlage als Affront. Sie seien während der Planungsund Durchführungsphase nicht konsultiert worden. Außerdem bezöge die neue Anlage ihre Energie aus einem integrierten und gekapselten Mini-KKW russischer Produktion. Aus Protest haben sich Angehörige der verbotenen Partei ‘Die Grünen’ in mehrere Abfalltransporte hinein geschmuggelt. Bemerkt wurde dies jedoch erst, als aus dem siebten Container lautes Niesen zu hören war. Allerdings hatte die neue Anlage zu diesem Zeitpunkt bereits sechs Container samt Inhalt desintegriert. ‘Wir ersparen uns lange Transportwege, die Abwärme wird in den umliegenden Wohngebieten genutzt, und wenn sich noch weitere Terroristen selbst entsorgen möchten, würden wir dies nur begrüßen’, erklärte der diensthabende Schichtleiter. Informierte Kreise sprechen von einer bewußten Unterdrückung der Vorankündigung über den Protest der Grünen.

A. Khammas TAZ 11.07.1992

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Taz-Lesen verändert das Bewußtsein’! Mit dieser Aufsehen erheischenden Schlagzeile eröffneten die Berliner Pulp-Zeitschriften ihre diesjährige Hetzkampagne gegen unser Blatt mit dem erklärten Ziel, die Abonnentenzahl der taz wieder unter die 300.000-Grenze zu drücken. Pressezar G. Jauch, Besitzer mehrerer TVund Radio-Stationen, erklärte gegenüber dem CNN: ‘Die taz ist zu gefährlich für die Allgemeinheit’ und belegte dies mit einer Titelzeile vom l. Juli 1992, ‘Nach dem taz-Lesen ist mein Hirn völlig anders’. Jauch zufolge seien schon Mitte der 80er linksgerichtete Kräfte zu dem Schluß gelangt, durch sublime Umprogrammierungstechniken einen unterschwelligen Einfluß auf die Leserschaft auszuüben. Es sei darum gegangen, so Jauch, die einmal gewonnenen Leser quasi süchtig zu machen, so daß sie nicht ohne schmerzhafte Entzugserscheinungen auf andere Blätter umsteigen konnten. Wie erfolgreich diese Politik war, zeigte sich spätestens, als nur wenige tausend Leser unglaubliche Millionenbeträge aufbrachten, um das damals völlig marode Blatt zu sanieren. Entgegen allen Prognosen gelang es mit der erzielten Kapitalaufstockung, neben der West-BZ auch die damals noch recht bekannten Blätter wie Bild und Superillu aufzukaufen und diese anschließend auch erfolgreich im Sinne der Agitprop umzudrehen.

A. Khammas TAZ 18.07.1992

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Wer kennt sie nicht, die blauen Kästen mit dem LCD-Schirm und der Plexiglastonne voller Kleingeld darunter. Sie stehen auf Bahnhöfen, Flugplätzen und in Postämtern, seitdem ein genialer Soziologe die Idee hatte, es den mündigen Bürgern selbst zu überlassen, wer oder was von ihren Steuern finanziert werden soll. Unter dem Slogan ‘Einen Pfennig für die Zukunft’ kann selbst entschieden werden, ob das Geld kommunalen Verwaltungen, Politikern oder gar Rockstars zukommen soll. Auf dem Terminal-Screen erscheinen auf Wunsch die notwendigen Finanzierungsbeträge vom Straßenbau bis hin zur Suchtprävention, die Namen von Vereinen, von Kirchen, Sekten... bis hin zu der Möglichkeit, seinen eigenen Namen zusammen mit seinem Finanzierungswunsch einzugeben. Der Spender kann jeden Betrag ab einem Pfennig aufwärts einwerfen und dazu Zieladresse und ggf. auch den Absender angeben. Die Zentralrechner in Liechtenstein verbuchen und informieren dann über alle eingehenden Beträge. Experten gehen davon aus, daß insbesondere die völlig offene Art der Informationsbehandlung diesem System seinen Erfolg verschafft hat. ‘Der Wehretat ist inzwischen in fast allen Ländern völlig weggeschmolzen, nachdem die Leute dort die Etats ihrer Gegner eingesehen haben’, berichtete einer der Supervisors.

A. Khammas TAZ 27.06.1992

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Als ‘von großem Erfolg gekrönt’ bezeichnete die Bundeskanzlerin das Programm der Ausländerbehörden, die Fremdenfeindlichkeit in den neuen Bundesländern Ostmark, Schlesien, der Ukraine und BeloRußland zu reduzieren. ‘Es ist endlich gelungen, den Menschen begreiflich zu machen, wie fremd sich der Fremde hier bei uns fühlen kann!’ sagte sie in ihrer Eröffnungsrede. Die Forschungsgruppe für Extremwissenschaft hatte belegen können, daß die Kombination von Abenteuerreise, Lottogewinn und des Entzugs der gewohnten Umwelt es ermöglichen würde, Gefühlsblockaden erfolgreich abzubauen. Das bereits seit 12 Monaten laufende Programm wählt mittels eines Zufallsgenerators aus dem Material des Statistischen Bundesamtes täglich 100 Bürger/innen aus, die innerhalb von drei Tagen zeitweilig ‘ausgewiesen’ werden. Ihnen wird der Flug in ein ebenfalls zufällig ausgewähltes Land der 3 .Welt bezahlt, das Rückflugticket erhalten sie bei der örtlichen EG-Vertretung frühestens nach Ablauf von 14 Tagen. Von den zurückgekehrten (es gab bisher nur fünf Todesfälle, sieben Vermißte) haben sich auffällig viele für die Weiterführung des Programmes ausgesprochen. ‘Wenn ich nicht meine Familie hätte, wäre ich einfach dort geblieben’, so Arnold P. (56) nach seiner Rückkehr aus Delhi.

A. Khammas TAZ 01.08.1992

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Die Aufregung unter den Astronomen hat in den vergangenen Tagen eher noch zugenommen, nachdem auch Peking und Südafrika die Meldung bestätigten, daß sich ein bisher nicht identifiziertes Raumobjekt der Erde nähern würde. Inzwischen gelang es den Parallel-Rechnem der Gray/Nasa Company ihren Code zu entschlüsseln. Dabei zeigte es sich, daß die Signalfolge nichts anderes als den bekannten Stones Titel ‘2000 Lightyears from home’ zum Inhalt hat. ‘Natürlich sind wir verblüfft und überrascht, aber das ist doch besser, als wenn uns die Aliens den Radetzki-Marsch blasen würden’, meinte ein Experte. ‘Wir können uns zwar noch nicht einmal vorstellen, wie sie ihren Raumkreuzer antreiben, aber daß sie zu uns wollen, ist eindeutig’. Der Durchmesser des Raumschiffes liegt bei 2 km. Falls es seine bisherige Geschwindigkeit beibehält, müßte es Ende Juli in den Erd-Orbit eintreten. Auf höchster Ebene wird bereits darüber debattiert, welches Land für die Ausrichtung der Empfangsfeierlichkeiten in Frage käme. Verschiedene religiöse Gemeinschaften haben davor gewarnt, die Aliens als beseelt zu betrachten. ‘Es könnten ja auch Gesandte Satans sein’, meinte der Papst. Die deutsche Kanzlerin dagegen hofft, daß die Fremden auch Kieler Sprotten mögen, ‘dann lade ich sie wirklich gerne ein.

A. Khammas TAZ 08.08.1992

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Als größte Überraschung bezeichneten die Kommentatoren das Ergebnis der jüngsten Kommunalwahlen in Sachsen, wo der parteilose ‘Spiderman’ eine absolute Mehrheit im Landtag erzielt hat. Nachdem die sogenannte ‘Invasion der Comic-Helden’ Anfang der 90er in Mexiko ihren Anfang genommen hatte, befinden sich zwischenzeitlich weltweit über 100 fleischgewordene Idole im Einsatz für die Interessen der Armen. die deutsche Version des bekannten Spinnenmannes wurde berühmt, als es ihm gelang, den Vorstand eines europäischen Großkonzerns zum Umschwenken auf die Öko-Linie zu veranlassen. Mit der Unterstützung von Hackern wurde jedes Vorstandsmitglied unter Druck gesetzt: ‘Wir mußten sie erst in unserem elektronischen Spinnennetz fangen. Jeder von ihnen hatte Dreck am Stecken!’ Auf den Vorwurf hin, seine ersten Erfolge nur mittels Erpressung erzielt zu haben, erinnerte der Spinnenmann daran, daß man es mit den über dreißig Jahre lang währenden Demonstrationen eben nicht geschafft hatte: ‘Uns blieb einfach nichts anderes mehr übrig’. Die große Stärke der lebendigen Comic-Figuren ist ihre völlige Anonymität und ihr unglaublich hoher Vernetzungsgrad. Als Individuen sind sie dadurch nicht erpreßbar und alle relevanten Daten werden sofort veröffentlicht.

A. Khammas TAZ 15.08.1992

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Alleine den unermüdlichen Vermittlungsbemühungen seiner Heiligkeit des Dalai Lama ist es in den letzten Wochen zu verdanken, daß die Entflechtung der Nord- und Südstaaten der bisherigen USA ohne weitere gefährliche Eskalationen erfolgen kann. Neben Fragen zum Verbleib der atomaren Gefechtsraketen aus Louisiana und Alabama bildet hauptsächlich die extrem hohe Verschuldungsrate des auseinander fallenden Staatenbundes sowie die extremen ethnischen Unterschiede der amerikanischen Bevölkerung hohe Konfliktpotentiale. Beobachter gehen davon aus, daß nach Ausbruch der seit 1850 schwelenden Konflikte zwischen Nord und Süd nun auch Kalifornien in mindestens drei verschiedene Bundesstaaten zu zerfallen droht. Aus Washington verlautete, daß man sich kommende Woche wieder mit den abgefallenen Staaten der amerikanischen Ostküste an einen Tisch setzen würde, da diese ihre militante Unterstützung der Indianeraufstände inzwischen eingestellt hätten. Die amerikanischen Städte, die sich seit letztem Herbst in Hand ihrer zumeist schwarzen Bevölkerung befinden, unterstehen zwar offiziell noch immer einer Blockade, doch auch hier soll sich bereits eine Lösung abzeichnen, meldete die Nachrichtenagentur der Black Muslims in Atlanta.

A. Khammas TAZ 22.08.1992

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Die sich seit drei Generationen im Familienbesitz der Bushs befindende Erdöl-Bohrkonzession des Mandat-Scheichtums Bahrain wurde in dieser Woche nach monatelangem zähen Ringen den Mullahs in Teheran zugeschlagen. Für die amerikanische Seite unterzeichnete Rechtsanwalt James Baker IV. den Vertrag in Genf. Über die Verkaufssumme schwiegen sich beide Seiten allerdings strikt aus. Ex-Präsident Bush, Hauptnutznießer des Verkaufs, weigerte sich auf der Pressekonferenz, einen Bezug zwischen den drei Golfkriegen und der bisherigen relativen Unversehrtheit des Mandat-Scheichtums zu sehen. ‘Die haben einfach Glück gehabt’, erwiderte er auf die entsprechende Frage einer arabischen Journalistin. Bekanntermaßen wurde Bahrain in keinem der Kriege angegriffen oder versehrt, was auf arabischer Seite wiederholt mit dem besonderen Schutz, den das Scheichtum bei den Amerikanern genießt, erklärt worden ist. Die Klage, welche die irakische Nationalregierung im Exil gegen diesen Verkauf erhoben hatte, mit dem Argument, daß schon im Gilgamesch-Epos festgeschrieben sei, daß Bahrain dem Irak gehöre, ist vom Internationalen Gerichtshof in den Haag zwischenzeitlich abgewiesen worden. Laut SANA will der Irak jedoch an seinem Rechtsverständnis festhalten.

A. Khammas TAZ 29.08.1992

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Auf der Mode der Nostalgie schwimmend hatte sich das Festkomitee für Blumen streuende kleine Mädchen und für das Blasorchester der Freiwilligen Feuerwehr entschieden - während in Zwickau gestern der 500.000ste Elektro-Pkw vom Band rollte. ‘Die Modelle, die wir seit rund vier Jahren herstellen, sind nicht nur völlig recycelbar, sondern bieten ihren Insassen auch den Schutz eines Rundum-Airbags’, erklärte Direktor Walter Spagl bei seiner Festrede. ‘Zwar verhindert eine Mini-KI mittels Radar und Sonar jede Art von Auffahrunfall, außerdem gibt es die automatische und nicht frisierbare Nebelsicherheitsschaltung, aber wir gehen trotzdem lieber auf Nummer Sicher!’ Das gestern vom Band gelaufene Fahrzeug wird sich auch am diesjährigen 13. SOLARMOBIL-Cup beteiligen. Als Hauptpreis winkt dabei eine hocheffektive Solartankstelle aus dem neuen Siliziumgewebe, die in Form einer Pergola gestaltet ist. Prof. Günter Rochelt, Jury-Ehrenvorsitzender und internationaler Muskelflug-Rekordhalter meint gegenüber unserem Reporter, die neuen Wagen seien so leicht, daß man eigentlich schon damit fliege könnte. Einen Flugwettbewerb sieht er spätestens 2005 stattfinden, sobald die entsprechenden Antigrav-Antriebe die Serienreife erreicht haben

A. Khammas TAZ 05.09.1992

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Das Ozonloch ist ein Riesenschwindel!’ ist der Konsens der diesjährigen Klimakonferenz in Paris. Die beiden Wissenschaftler Maduro und Schauerhammer, die sich seit 1990 mit den Rechnersimulationen zur Ozonloch-Problematik beschäftigen und als Hardcore-Experimentalisten gelten, konnten nachweisen, daß die internationale Medienkampagne zur Warnung vor UV-Strahlen auf eine industrielle Interessengemeinschaft zurückgeht und mit den tatsächlichen, wissenschaftlichen Untersuchungen nicht das geringste zu tun hat. ‘Die Sparte der Modellrechner sitzt uns natürlich im Nacken, am liebsten würden sie uns wohl steinigen. Aber die Wahrheit ist, daß der ganze Ozon-Fake ein Riesengeschäft ist, das als Nebeneffekt immense negative Auswirkungen auf die Dritte-Welt-Länder hat, da diese nicht in der Lage sind, die seitens der UNO vorgeschriebenen Ersatztechnologien bei Kühlsystemen in Industrie und Landwirtschaft zu finanzieren’. Schauerhammer wies daraufhin, daß die Ersatzstoffe nicht nur teurer sondern aufgrund ihrer chemischen Aggressivität auch gefährlicher sind als die inerten FCKWs. Da diese bekanntlich schwerer als Luft sind, ist die immer noch verbreitete Behauptung, FCKWs würden die Ozonschicht schädigen, ‘völlig aus de Luft gegriffen’.

A. Khammas TAZ 12.09.1992


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Der Vorschlag der Opposition, Asylbewerber bei der Nordsee-Sanierung einzusetzen, hat bei Teilen der Bevölkerung Befremden ausgelöst. Der Antrag sieht vor, im gesamten Sanierungsgebiet moderne Unterwasserstädte u errichten, weil Ausländer dort ‘auch besser gegen Brandanschläge geschützt’ sind, wie sich der CDU/FDP-Sprecher gegenüber der Presse ausdrückte. Neben dem operativen Eingriff, bei welchem den Ausländern Kunstkiemen aus den neuen ICI-Biomembranen implantiert werden, soll genetisch auch die Ausbildung von Schwimmhäuten an Händen und Füßen sowie einer besonders wasserabweisenden Hautschicht bei Folgegenerationen erzielt werden. Die verbotene Partei der Grünen protestierte aus dem Untergrund gegen den Vorschlag und argumentierte dahingehend, daß sich die Lebenserwartung der Ausländer in den zum Teil extrem stark verseuchten Schelfgebieten, in welchen sich auch große Quantitäten der nach dem Krieg versenkten chemischen Kampfstoffe befinden, drastisch reduzieren wurde. Außerdem würde die Ghettoisierung den weiteren Aufbau der mutikulturellen Gesellschaft verhindern... Die regierende SPD/DVU-Koalition hat sich bisher noch nicht geäußert; aus dem Umfeld der Kanzlerin verlautete nur, daß man den Vorschlag ernsthaft prüfen wolle.

A. Khammas TAZ 19.09.1992

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Der seit drei Jahren laufende Prozeß der Anti-Elektrosmog-Firma HKS gegen den Energiemulti Worldwide Energy Corp. sorgte auch heute wieder für Schlagzeilen, als die Anwälte des Klägers neues Material vorlegten, demzufolge sich die Absprachen der damals noch getrennt operierenden großen Stromversorger bereits auf die 70er Jahre zurückverfolgen lassen. So war man sich auch darüber einig, alle Neuentwicklungen auf dem Sektor des Stromtransportes zu ignorieren und weiter an der aufwendigen aber lukrativen Hochspannungstechnik mit ihrem Mastenbau festzuhalten, obwohl die negativen Wirkungen des entstehenden ESMOG-Feldes bekannt waren. Methoden wie die schaumisolierte unterirdische PE-Verlegung wurden regelrecht unterdrückt, und auch auf dem Haushaltssektor hielt man an ungeschützten Bildschirmen, Mikrowellenöfen und ähnlich gesundheitsschädigenden Geräten fest. Erst als sich die medizinischen Befunde (auch nach Aussiebung eher psychologisch motivierter Beschwerden) nicht mehr verdecken ließen, war die Industrie bereit, strengere Standards zur Reduzierung des Elektrosmogs zu akzeptieren. Die neuen Europäischen Richtlinien, aufgrund derer die HKS-Klage erfolgt ist, sind die weltweit strengsten Bestimmungen gegen die ESMOG-Gefahren.

A. Khammas TAZ 26.09.1992


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Nach mehrtägiger Jagd gelang es den Sicherheitskräften der Heidelberger Firma BioGen, ihre entlaufenen Saurier wieder einzufangen. Die Dinos waren im Auftrage des neuen Steinzeit-Parks bei Paris geschaffen worden, nachdem sich die Reaktivierung von altem, in Bernstein eingeschlossenen Erbgut als durchaus machbar erwiesen hatte. Unklar ist allerdings, wie die Dinos trotz scharfer Schutzvorkehrungen aus ihrem Gehege entweichen konnten. ‘Wir hatten Glück, daß es sich bei diesem Auftrag um Pflanzenfresser gehandelt hat, denn einen tonnenschweren Fleischfresser hätten wohl auch superstarke Betäubungsbolzen kaum aufgehalten’, erklärte ein Firmensprecher. Die Behörden vermuten, daß radikale Gegner der Gentechnologie die Sicherheitsschleusen des an sich hermetisch abgeriegelten Labors überwunden und die Alarmanlagen außer Kraft gesetzt haben. Spuren wurden bislang allerdings noch nicht gefunden. Die Dinos hatten während ihrer Nahrungssuche neben mehreren PKWs auch den Garten des Heidelberger Schlosses und 20 Hektar Obstbaumplantagen völlig verwüstet.

A. Khammas TAZ 11.10.1992




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