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Solarboote im Rahmen der ID22

Referent: Achmed Khammas, ufafabrik Berlin (in Zusammenarbeit mit dem Institut für Solarschiffbau, Berlin)


Zu den Vorbereitungen für das Festival ID22 gehörte auch dieser Vortrag, den ich am 18. November 1999 im Rahmen der Fachtagung ‘Lausitzer Seenkette’ im Ratssaal des Senftenberger Rathauses gehalten habe.

Sehr geehrte Damen und Herren!

Zu Beginn vielen Dank an den ZAK e.V. und an Prof. Kühn für Ihre Einladung, Ihnen heute die Veranstaltung ID22 der ufafabrik Berlin und den damit zusammenhängenden Bereich der Solarboote vorstellen zu dürfen.

Mein Name ist Achmed Khammas, ich bin Mitarbeiter der ufafabrik in Berlin und dort primär im Organisationsteam der ID22 tätig.

Die ufafabrik ist eine kleine Stadt in der Stadt. Es handelt sich um das Gelände in Tempelhof, auf dem ehemals die ufa-Filme geschnitten wurden. Vor genau zwanzig Jahren ist das leerstehende, dem Verfall preisgegebene Gelände von jungen Menschen besetzt worden. Inzwischen gilt die ufafabrik als weltweit bekanntes Kulturzentrum und als selbstverwaltetes, innerstädtisches Modell für eine erfolgreiche Konversion unter Einsatz nachhaltiger, ökologischer Technologien wie Solar- und Windenergie, Dach- und Fassadenbegrünung, Blockheizkraftwerk, Regenwassernutzung usw. usf.

Im Juli 2000 werden in Berlin verschiedene Konferenzen stattfinden, teilweise auch im Rahmen der EXPO 2000. Insbesondere URBAN21, eine Konferenz der Großstädte, empfinden wir dabei als wichtig. Diese Konferenz wird von vier Ländern auf vier Kontinenten getragen: Brasilien, Südafrika, Singapur und Deutschland. Mehr als 2000 Teilnehmer, zumeist Politiker und Wissenschaftler, werden dort über großstädtische Environments, also über unsere Umwelt sprechen, denn wir leben ja in einer dieser großen Städte.

Als Komplementär-Großveranstaltung planen wir daher die ID22, das 'Festival für Ökologie - Kultur - Gemeinschaft', das vom 01. bis zum 09. Juli 2000 auf dem Gelände der ufafabrik und auf Berliner Gewässern stattfinden wird. Wir wollen mit der ID22 auch die Lokale Agenda 21 unterstützen, die aktiven Bürgerinnen und Bürgern erstmals das Recht auf direkte Einflußnahme auf lokaler Ebene verbrieft.

Der Startevent mit einem großen Solarboot-Corso und der anschließende 13. Solarboot-Cup Berlin bilden dabei die Brücke zwischen der ID22 und den Plänen einer touristisch aktiven und attraktiven Lausitzer Seenkette! Wir finden Solarboote gut und möchten ihre Verbreitung unterstützen. Es sind ökologisch saubere, komfortable und wirtschaftliche Transportmittel. Als Käufer und Betreiber dieser Boote kommen Privatpersonen, Firmen, Fremdenverkehrs-Vereine, nationale und internationale Organisationen in Frage. Berlin hat verschiedene Seen, und es besitzt ein sehr großes Wasserstraßennetz, das vielfach an touristischen Highlights direkt vorbei führt. Wir würden es im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung daher sehr begrüßen, wenn zumindest die touristische Komponente des Schiffsverkehrs auf unseren Gewässern mit Solarbooten erfolgt. Aus diesem Grunde stelle ich Ihnen diese Boote heute vor.

Ähnlich wie Luftschiffe, die mit dem riesigen CargoLifter jetzt gerade in Brand/Briesen ihre zeitgemäße, begrüßenswerte Wiedergeburt feiern, so sind auch Solarboote nicht neu, denn es handelt sich im Grunde ja um Elektroboote - nur daß sie heutzutage zusätzlich noch ein unabhängiges, sauberes und geräuschloses Kraftwerk mit sich führen, das ihre Akkumulatoren stetig mit kostenloser Energie von der Sonne auflädt.


Einige Highlights aus der Geschichte der Elektro-Boote:


- Bereits 1838 experimentiert Professor Moritz Jacobi in Rußland mit einem elektrisch angetrieben Schaufelradboot.

- 1888 geht die 'Viscountess Bury' in Dienst, ein E-Boot für 84 Passagiere. Im gleichen Jahr ordert das Chinesische Kaiserreich 15m lange E-Boote, die 18 km/h schnell sind, um mit dieser Überlegenheit den Opiumhändlern das Handwerk zu legen.

- 1892 übernehmen 55 E-Boote den Transport von mehr als einer Million Besucher auf der Weltausstellung in Chicago - und legen dabei ohne eine einzige Panne über 200.000 Meilen zurück. Sie fahren dabei 300.000 $ Gewinn ein.

- 1903 werden in New Jersey 250 E-Boote zwischen 5,5 und 12 Meter Länge ausgeliefert. Kunden sind u.a. das englische Königshaus, Zar Nikolaus II, Großherzog Alexander von Rußland, Mr. Westinghouse, Baron Rothschild und JJ Astor.

- 1920 naht das Ende des Elektroantriebs mit der Entwicklung leichter und einfach zu betankender Benzinmotoren. Qualm und Rauch kümmern dabei niemand...

- Erst 1982 nimmt das Interesse an E-Booten wieder zu, jetzt motiviert durch den Gedanken an den Umweltschutz. Die Electric Boat Association EBA wird gegründet.

- 1989 fährt Lady Fiona, Countess of Arran, im Alter von 71 Jahren den Weltrekord für E-Boote: 81,83 km/h - sie bleibt bis heute ungeschlagen!

- 1993 wird die erste deutsche Solarboot-Meisterschaft durchgeführt, wobei das Berliner Kanu 'Carl' von Thomas Meyer alle Rennen zur Wertung gewinnt.

- 1995 eröffnet im Rahmen der Weltklimakonferenz eine Solarboottankstelle als Weltneuheit in Berlin. Dort sind 20 Solarboote mit 2 oder 8 Sitzen im Verleihbetrieb. Im selben Jahr
findet zum ersten Mal eine Solarboot-Europameisterschaft statt.


Was nun den konkreten Einsatz von Solarbooten auf den Lausitzer Seen anbelangt, so empfehlen sich insbesondere touristische Boote für Geschwindigkeiten um die 10 km/h und 2 - 8 Personen sowie Fahrgastschiffe für den Dauerbetrieb mit 25 Personen. Mit den kleinen Booten können Touristen die Seenlandschaft auf eigene Faust erkunden, die größeren Schiffe verbinden im Fährbetrieb die verschiedenen Ortschaften und Zentren miteinander.

Um nicht dem Umfang dieses Vertrags zu sprengen, beschränke ich mich jetzt auf die Darstellung eines Bootes, das bei unseren Recherchen zur Vorbereitung des Solarboot-Corsos zur ID22 die größten Sympathien erhalten hat: den Aquabus 1050.


Der Aquabus 1050:


Der moderne, technisch und wirtschaftlich optimierte Aquabus 1050 ist ein elektrosolares Boot für 25 Pasagiere. Dieses Solarboot ist ein ökonomisches Verkehrsmittel und bildet außerdem einen ausgesprochen öffentlichkeitswirksamen Einstieg in die zukunftsfähigen solaren Verkehrssysteme. Es bringt einen Image-Gewinn durch High-Tech und Umweltfreundlichkeit: Da der Aquabus 1050 als vollständig emissionsfreies Boot in umfassendem Sinne umweltfreundlich und im Betrieb auch besonders wirtschaftlich ist, kann er perfekt als ökologischer Werbeträger genutzt werden.


Der Aquabus 850
Der Aquabus 850


Energie:

Jede Nacht, wenn das Boot am öffentlichen Stromnetz angeschlossen ist, wird der Ladezustand der Batterie automatisch kontrolliert und diese eventuell nachgeladen. Somit wird gewährleistet, daß jeden Morgen mitvollgeladenden Batterien gefahren werden kann. Der Aquabus 1050 ist damit nicht direkt abhängig von der Solarenergie, welche die hocheffizienten Solarmodule liefern. Die jährliche Energiebilianz ist positiv, denn wenn das Boot im Hafen und 'an der Steckdose' liegt, wird überschüssige Energie in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Dies funktioniert auch außerhalb der Saison und über die Wintermonate hinweg. Das öffentliche Stromnetz wird wie eine scheinbare Batterie genutzt.

Aktionsradius:

Die Fahrzeiten sind abhängig von der Batteriekapazität: ohne Sonne kann bis zu 8 Stunden gefahren werden. Mit Sonnenlicht alleine kann eine Geschwindigkeit von 6 - 7 km/h erreicht werden. Dies bedeutet, daß der insgesamt erreichbare Aktionsradius abhängig ist von den Sonnenstunden. Aber selbst wenn man mit fast leeren Batterien startet: Wird dann bei vollem Sonnenschein langsam gefahren, sind die Batterien am Tagende voller als zu Beginn! Ein Nachladen während des regulären Betriebs - dies ist etwas, was keine andere Antriebstechnik als die solarelektrische kann.

Technische Daten:

Länge: 10.5m
Breite: 2.5 m
Geschwindigkeit: max.16 km/h
Aktionsradius ohne Sonne: 8 Stunden (bei 10 km/h)
Gewicht ohne Passagiere: 2400 kg

Laufende Kosten:

Ein Aquabus 1050 kostet im laufenden Betrieb 40% weniger als ein gleichwertiges Boot mit Diesel-Motor. In diesem Vergleich ist auch das Auswechseln der Batterien alle 5 Jahre mit einbezogen. Eine staatliche Reederei in Lausanne (Schweiz) betreibt seit 1995 Solarboote als Personentaxen. Bei einer Evaluation ergaben diese Fahrzeuge mit solarelektrischem Antrieb im Vergleich zu herkömmlichen Diesel-Fahrzeugen eine Einsparung um 50%!

Preis:

Als Kaufpreis für den Aquabus 1050 werden derzeit 300.000 DM genannt. Die anbietende Gesellschaft offeriert auch europaweit und zur lokalen Einführung, den Aquabus 1050 für die gesamte Sommersaison zu mieten. Dessen Mietpreis beträgt dann 42.000 Euro, und man erhält ein fabrikneues Schiff! Diese Miete beinhaltet für die gesamte Dauer des Mietverhältnisses außerdem
- den Transport des Bootes von der Werft bis zum Stationierungshafen (in Europa), sowie die Rückführung.
- eine vollständige high-tech Ausstattung gemäß internationaler Seefahrtsnormen (SOLAS), mit Display-Betrieb, GPS usw.
- die freie Nutzung aller Werbeflächen am Boot,
- eine Haftpflichtversicherung,
- eine Vollkaskoversicherung,
- die Passagierversicherung,
- die Ausbildung des Piloten (in einem Tag) und
- das Vorkaufsrecht unter vollständiger Anrechnung des Mietpreises!

Abschließend darf ich sagen, daß man sich nur wünschen kann, daß die Umsetzung der Planungen 'Lausitzer Seenkette' zügig vorangeht, damit eine neue, lebenswerte Region entsteht, in der auch die unterschiedlichsten Visionen Wirklichkeit werden. Auf jeden Fall gehört dazu ein nachhaltiges, zukunftsfähiges Verkehrskonzept - nicht zuletzt auch für die Gewässerflächen. Neue, nicht-fossile Antriebsmethoden bieten sich an, wie Elktro- und Solarboote. Aber kein Fahren mit Explosionsmotoren und deren toxischen Treibstoffen auf unseren Süßwasserreservoirs!

Und es wäre mir eine große Ehre, den Solarboot-Cup 2003 oder 2005 hier ausrichten - und gemeinsam mit Ihnen erleben und genießen zu können!!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.



Weitere Informationen finden Sie im Internet unter:
www.id22.de
www.ufafabrik.de

www.solarwaterworld.de

Dieser Vortrag wurde im Rahmen einer Dokumentation der ZAK - Zukunftsaktion Kohlegebiete e.V., Senftenberg, veröffentlicht.

Redaktionelle Bearbeitung: Ute Keller, Pressereferentin der Stadt Senftenberg.


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