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Das Wappen der Familie Khammas

Rundbrief vom Januar 1994



Berlin, 01.01.1994

Liebe Freundin, lieber Freund !

Leider habe ich es nicht geschafft, schon im Sommer einen Rundbrief loszuschicken, es ist aber auch nicht so viel passiert, daß es sich gelohnt hätte. Statistisch interessant: Die 227 verschickten Briefe im Dezember '92 wurden von 50 Personen beantwortet. Mit knapp 70 weiteren hatte ich im Laufe des Jahres persönlichen oder telefonischen Kontakt. Aber vorab schon an alle anderen: Wenn ich wieder ein ganzes Jahr lang nichts von euch höre, ist dies der letzte Rundbrief, sorry.

So, was gibt's über uns zu erzählen ? Konstanze gibt weiterhin Arabisch-Unterricht -inzwischen sogar mit regulärem Vertrag- an der Lindenhof-Grundschule. Nadina ist jetzt in der 3., Miriam kommt im nächsten Jahr in die 1. Klasse. In Damaskus ist auch alles in Ordnung, im Sommer war ich mit den Töchtern einige Wochen dort. In Ramadan sind noch mehr Brunnen gebohrt worden und nun werden weitere Oliven angepflanzt, während die besitzrechtlichen Differenzen in Hine (auf dem Golan) nur dazu geführt haben, daß Senior inzwischen das Nachbargrundstück dazugekauft und begonnen hat, auch dort zu bohren und zu pflanzen. Die Obsterträge von Madiara machen langsam einen eigenen Pickup erforderlich - nachdem immerhin das vor 10 Jahren der Regierung bezahlte Familienauto endlich ausgeliefert wurde (ein koreanischer Astra-Clon von Daewo).

Und im hektischen Berlin ? Nachdem mir das Arbeitsamt keine passende Stelle beschaffen konnte (angeboten wurde mir u.a. das Informationsmanagement bei der Sanierung russischer KKW's !!), beschloß ich, den mutigen Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Seit dem Sommer bin ich nun also freiberuflicher Übersetzer und Dolmetscher und habe auch schon erste Aufträge vom Protokoll des Berliner Senats, dem Haus der Kulturen der Welt u.ä. Stellen übernommen. Um davon jedoch existieren zu können, brauche ich mehr Auftraggeber !! Als Überbrückung kam die durch Vergleich mit LAR erzielte Abfindung gerade recht. Und vor wenigen Tagen erreichte mich der Bewilligungsbescheid für die beantragte Fördermaßnahme zum Eintritt in die Selbständigkeit.

Doch nun der Rückblick: Im vergangenen Jahr habe ich wieder einige Artikel veröffentlicht, Vorträge zu Energierelevanten Themen gehalten, kleinere Präsentationen durchgeführt und im Oktober im Vorfeld der Eröffnung der "Werkstatt der Kulturen" ein Podiumsgespräch moderiert, an dem auch die Berliner Ausländerbeauftragte Barbara John teilnahm. Aufgrund einer Initiative der NGL (Neue Gesellschaft für Literatur) sollen außerdem an Berliner und Brandenburger Schulen 'kulturvermittelnde' Gespräche mit Schülern geführt werden - von deutschen Autoren wie Peter Schneider, Yak Karsunke u.a. - und 'hiesigen Ausländern' wie mir.

Das Thema E-SMOG nimmt an Wichtigkeit zu. Unser Archiv wird in steigendem Maße von Journalisten, Studenten mit Arbeiten zum Thema und anderen interessierten Personen konsultiert. An der UFA-Fabrik wurde eine Podiumsdiskussion mit einigen Experten hierzu durchgeführt, die ich ebenfalls moderierte, und das Gesamtprojekt wird von Pit Schultz im Rahmen des Künstlervereins Botschaft e.V. weiter betreut.

Nicht realisiert werden konnte bisher der Kongreß zum Thema Tod (in drei bunten Buchstaben), da die UFA noch voll im Baustreß ist und sich bisher auch niemand fand, der es federführend in die Hand genommen hätte. Dafür sammelte sich viel Material zum Thema an; auch dieses wird plötzlich verstärkt diskutiert.

Die Zusammenarbeit mit dem Berliner Künstler Jörg Reckhenrich hat einen Namen: "Das Büro für Kunst, Unsichtbare Skulptur und Wissenschaft". Nachdem er sein Schlitzrotor-Design in zwei Modellen gestaltete, nahmen wir damit an Designwettbewerben in Japan, Korea und der Schweiz teil - und bei den Eidgenossen bekam der Rotor eine 'Anerkennung für herausragendes Design', die ich im November in Solothurn abholen durfte. Der Rotor ist bis Januar im Kunstmuseum Solothurn ausgestellt. Es gab natürlich auch einige Pressemeldungen und neue Kontakte.
Die Teilnahme an einem Logo-Wettbewerb "Berlin spart Energie" brachte den 9.Platz und eine Jahreskarte für die BVG. Jörgs sufistische Skulpturen bildeten den Mittelpunkt einer Ausstellung über die vielen Religionen in dieser Stadt. Projektiert werden weitere Kunstaktionen, Installationen und ähnliches mehr.

Der EDV-Ausbau schreitet voran (mit dem DX, nicht SX wie vermeldet), insbesondere was die Software anbelangt. Endlich habe ich ein akzeptables Write-Programm im arabischen Windows, es fehlen allerdings noch schöne weitere Fonts (hat die wer ?). Als Datenbank nutze ich nun Paradox, das recht freundlich wirkt. Der Arbeitsspeicher ist erweitert worden und wartet nun auf die ins Auge gefaßten Multi-Media-Komponenten. Es ist nur doof, daß es keine vernünftigen Farb-Flachmonitore gibt, die man auch noch bezahlen kann...

Ein Projekt, das mir schon lange vorschwebt, beginnt ebenfalls Konturen anzunehmen: eine Datenbank der Freien Energie. Zwar wurde ein erster Antrag der Trägergesellschaft auf 12 ABM-Stellen vom Arbeitsamt abgelehnt; da sich jedoch mehrere Personen (auf mehreren Wegen) an der Durchsetzung beteiligen, ist es nur eine Frage der Zeit. Der geplante Umfang schließt auch Bereiche wie 'Lebensenergie', 'Alternative Heilungskonzepte', 'Unkonventionelle physikalische Theorien' u.a.m. mit ein. Die Grundstruktur der Datenbank und ein erstes Inhaltsverzeichnis liegen bereits vor, die Kooperation mit verschiedenen 'Datendepot-Inhabern' in Deutschland und anderen Ländern ist gesichert. Die ABM-Stellen werden für die Datenaufnahme, das Einscannen und die Bearbeitung gebraucht.

Was die SF's anbelangt, so ist die Kurzgeschichte noch immer nicht ausgereift und die Recherchen für den 1830er laufen weiter und weiter. Dafür nutze ich meine FUTURE-Infos um die entsprechende Seite der Jugend-Stadtzeitung Prinz damit zu bestücken, das Hauptthema ist der Cyberspace. Seit Oktober gibt es hier die ersten entsprechenden Maschinen, zwar mit noch recht groben Programmen, aber aller Anfang ist wohl Ballerei. Im modernst bestückten Virtuality-Café ist dafür das Ambiente recht angenehm - eine Empfehlung.

Die Diskussion Ozonloch oder nicht kommt noch gar nicht zustande, das Buch wird fast völlig ignoriert. Vielen scheint es weit bedenklicher, daß es in einem rechten Verlag erschienen ist. Ich sammle jedenfalls auch weiterhin Indizien dafür, daß Informationsmanipulationen vorgenommen werden.

Etwas überraschend für mich war, daß sich wirklich niemand für Wunder interessiert. Dabei ist die Support-Methode einfach, waschfest und wiederverwertbar.

Was das Thema 'Öko-Gruppe/Ökostadt' anbelangt, so hat sich bisher noch nichts konkretes getan. Ich habe inzwischen verschiedentlich ein schon existierendes Projekt, das ZEGG in Belzig, besucht. Die Gemeinschaft bekam zu Beginn eine schlechte Presse, inzwischen werden sie mit mehr Pragmatismus beurteilt. Sie beschäftigen sich auch mit Freier Energie und Wirbeln, womit sich verschiedene Anknüpfungspunkte ergaben.

Die Gründung der Stiftung SOLAR SYSTEMS wurde verschoben. Zwar ist das hochkarätige Kuratorium unter Dach und Fach, aber die Grundfinanzierung und das Stiftungskapital fehlen noch. Im Herbst wurde ein Modellprojekt durchgerechnet, mit dem jetzt gezielt Stifter und Zustifter angesprochen werden sollen. Mit dabei sind Jo Leinen, L.Bölkow, A.Goetzberger, W.Hankel, E.U. von Weizsäcker sowie Entscheidungsträger der EG, der italienischen ENEA, der UNO, der Weltbank u.a.

Zum Schluß noch zwei Buchempfehlungen: "Willkommen" heißt der Grüne Zweig Nr. 166 (Hrsg.: Werner Pieper), an dem die weltweite Family der MedienXperimente mitgewirkt hat. Es geht um Gastfreundschaft !! Mein Part betrifft natürlich Syrien und die arabischen, bzw. islamischen Länder allgemein (25.- DM). Das zweite sehr zu empfehlende Buch heißt schlicht und einfach "HANF" (bei 2001) und ist seine 30.- DM mehr als wert. Es geht um die wirtschaftliche Seite der (noch verbotenen) Nutz- und Kulturpflanze. Wichtig, fundiert, brisant und sehr, sehr 'politisch' - im besten Sinne.

Absolutes High-Light des Jahres: Die beim Berliner Tagesspiegel gewonnene Zeppelinfahrt mit einem kleinen Blimp der Virgin Light-Ship-Group. Eine pünktliche Regenwolke verlängerte den Flug von Schönefeld aus bis nach Tempelhof und zurück; es war - gesagt- oberaffengeil !!

Ebensolchen Auftrieb, Genuß und Überblick wünschen dir
Achmed & Family

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