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Planetenmörder

Noch so eine Polemik, diesmal gegen Touristen gerichtet und auch nicht veröffentlicht. Wie die mit dem Baby-Chip. Eine verbale Bombe, der aber noch Sprengstoff und Zünder fehlen. Und viele, viele Argumente.


Planetenmörder

von Achmed A. W. Khammas


Wir haben ihn !
Den Mörder des Planeten.
Er heißt: Tourist

Was soll das eigentlich mit dem ‘sanften Tourismus’? Sagen wir ‘sanfte Katastrophen’? Oder etwa ‘sanfte Verbrechen’?

Es ist eine Frage der Existenz geworden, denn wegen den Touristen...
- sind die schönsten Strände überall auf der Welt mit Betonburgen verziert worden,
- wurden ganze Flotten von Großflugzeugen geschaffen, deren fast ununterbrochener Betrieb einen beachtlichen Beitrag zur globalen Atmosphärenverschmutzung leisten,
- wurden viele Völker der Erde zu modernen Sklaven. Direkt, wenn sie (sogar bildlich) ihre Rituale und Zeremonien ‘vorführen’
- und indirekt, wenn sie ihre kulturellen Wurzeln zunehmend vergessen oder sogar ablehnen, und statt dessen importierten Idealen nacheifern, usw.
- usw. usf. ...

Was sucht er da? WILL er zerstören? Eigentlich nicht. Meistens will er ja nur ‘seine Ruhe’, deren Verlust zuhause er schmerzvoll beklagt. Als so ganz normaler ‘Mitmensch’ eben. Jener Mensch, aus dem - wie die Raupe zum Schmetterling - dann der Tourist ‘schlüpft’. Tritt dieses Wesen dann gehäuft auf, wird es zur Touristengruppe. Zur Plage. Er wird einer jener Menschen, die dann

- ihren ‘Scheiß’ oft über 10% ihrer Zeit nicht zuhause, sondern anderswo auf der Welt machen,
- mit ihrem Schweiß und Atem Jahrtausende alte Reliefs aus Stein zerstören, Ornamente mit Naturfarben, Grabbeigaben und Pyramidengänge,
- für einen riesigen Anteil der chemischen Industrie und deren fortgesetzte umweltverschmutzende Einflüsse verantwortlich waren und noch sind, um Milliarden Fotos pro Jahr nach dreimaligen vorzeigen in Schuhkartons endzulagern,
- usw. usf. ...

Forscher waren oft einzeln unterwegs, höchstens vielleicht in kleinen Gruppen, und Sucher ebenso. Aber diese Massen von Touristen, diese Hunderte von Millionen - unterwegs nach den Terminregeln des Schulämter; südwärts, südwärts... Welche Armee war jemals so gewaltig, unüberwindbar in Zahl und Motivation?! Und das sogar noch aus freiwilliger Entscheidung und selbstfinanziert??!

Auch wenn es meist eine nicht-gewalttätige Armee ist, so ist sie aber doch eine unbarmherzig zerstörerische, oft auch arrogante, doch gleichzeitig verführende, im besten (?) Fall der Effizienz vor-bildliche. Nun ja, Sie haben schließlich das ganze Jahr dafür gearbeitet, um endlich Urlaub zu machen! Der Mehrwert ihres Arbeitsjahres wird ausgegeben für den Urlaub. Für den Weg dorthin, für den Aufenthalt, für Souvenire, für Filme.

Milliarden fließen in den Bau neuer Flughäfen, Zubringern und Hotels, und bald noch mehr in die Entwicklung von Flugzeugen mit Massentierhaltungscharakter. Wir sollen schnell hin und auch schön weit weg.

Beim 8. Weltkongreß der Ägyptologen im Jahre 2000 berichtete der Kölner Wissenschaftler Rudolph Kuper, daß die 'modernen Vandalen' inzwischen in den bisher entlegendsten Zipfel unserer Erde vordringen. In der Westwüste, die von 12.000 bis 7.000 Jahren eine blühende Savanne war, kippen Touristen Wasser über bis zu 9.000 Jahre alte Felszeichnungen, um diese besser erkenn zu können. Das Naß entzieht dem Felsen Salz und lässt die einmaligen Figuren, die durch den Film 'Der englische Patient' weltbekannt wurden, rasch verwittern.

Wie passend hierzu, was ich bei J. Grolle & M Schulz in ‘Wiege der Menschheit’(München 1998, S. 102) gefunden habe: "Heute riecht es in Cheops’ Königskammer penetrant nach Touristen, die das Wasser nicht halten können."

Na denn - gute Nacht Erde,

dein

Achmed


(c) A. Khammas 2002

 

Anmerkungen:

 

Die Nichtregierungsorganisation Tourism Watch weist im Jahr 2005 darauf hin, daß die wachsenden (touristischen) Verkehrsnetze auch zu wachsenden Problemen führen. Die Umweltzerstörung durch diese Verkehrsnetze ist jedenfalls an einem derart kritischen Punkt angelangt, daß es für den Tourismus immer schwieriger wird, seine Versprechen einzuhalten.

 

2008 wird stellt das Berliner Ökoinstitut fest, daß der Klima-Fußabdruck eines das Weltklima besonders stark belastenden pauschalreisenden (Deutschen) z.B. Mexiko 28 mal so viel CO2 verursacht wie ein Rügen-Urlauber.

 

Im selben Jahr bezeichnet der inzwischen 87-jährige Prinz Philip den Tourismus als ‚nationale Prostitution’! Schon 2002, als über eine Straßenmaut für die Londoner Innenstadt diskutiert wurde, verkündete er: „Londons Problem sind die Touristen. Sie verstopfen die Straßen.“

 

Irgendwie paßt dazu auch eine höchst verblüffende Meldung vom Juli 2009, der zufolge die Fluglinien täglich (!) rund 90.000 Koffer verlieren. Man stelle sich das bitte einmal als ‚Abfallberg’ vor!

 

im Jahr 2008 gingen demnach weltweit an Flughäfen rund 33 Millionen Koffer und Taschen verloren. Nur gut, daß eine Vielzahl davon wieder ‚nach Hause findet’. Aber alleine der Aufwand, der damit verbunden ist...

 

Apropos: Für ein verlorenes Gepäckstück hat ein Reisender einen Entschädigungsanspruch in Höhe von 1.100 Euro (Stand 2009).

 


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