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Rundbrief vom Juni 2002



Oasen-Ausbau geht weiter
< Zum Junivollmond 2002 >


Liebe Freunde,

als erstes möchte ich mich für die Probleme entschuldigen, die Euch mein Account <achmed(at)khammas.com> gemacht hat - weil der US-Provider meine domain gelöscht hatte, ohne daß mich die entsprechende Benachrichtigung erreicht hätte. Inzwischen gibt es statt dessen die ID <achmed(at)khammas.de>, über die ich in Zukunft (hoffentlich) ohne weiter Schwierigkeiten erreichbar bin!
Alternativ existieren noch andere Adressen, wie z.B. (die z.Zt. optimale) <achmedkhammas(at)yahoo.de>, die von Damaskus aus bislang meist funktionierte.
Euch noch weiter verwirrend hatte ich allerdings um Mails an gebeten, was dann gar nicht ging - sorry. Ich bin außerdem immer noch dabei, mich um einen ‘offiziellen’ Syrischen Account zu bemühen, was aber etwas langwierig ist .

Nun - wie üblich - erst einmal der private Bereich:

Am 23.03. wurde ich (völlig unspektakulär) 50 Jahre alt. Allerdings muß ich sagen, daß ich mich mitnichten auch schon so alt fühle!! Zehn Tage zuvor, am 13.03. wurde Nadina Schirin volljährig - ein wesentlich wichtigerer Termin, finde ich ;-)
Gemütlich nachgefeiert wurde dann beim ‘Sondervollmondfest’ im Mai während unseres Berlin-Besuches (noch bis Ende Juni etwa).

Jannis Aziz und ich waren jetzt fast ein Jahr in Damaskus, und es ist erstaunlich, wie schnell so ein ‘Dreikäsehoch’ eine neue Sprache lernt - wir reden inzwischen meist Deutsch, wenn wir beide alleine sind, und arabisch, wenn andere dabei sind. Aziz geht auch weiterhin in den Kindergarten, und gemeinsam schaffen wir es auch, den Streß dort (die verstehen sich als Vorschule für 3-jährige!) ziemlich zu ignorieren: Nachdem die Erzieherin wohl an die 50 mal in sein Schreibheft notiert hat: „Wo sind die Hausaufgaben?" - hat selbst sie es endlich aufgegeben .

Ansonsten verbrachten wir die meiste Zeit auf unserem Grundstück in Madiara - wo es immer schöner wird. Zwar stockte der Ausbau seit März etwas, aber das hatte leicht nachvollziehbare Gründe, auf die ich noch zu sprechen komme. Dafür wächst und gedeiht das ganze Grün so üppig, daß es eine Freude ist. Inzwischen habe ich auch herausgefunden, was es mit dem ominösen Kraut ‘Fussa’ auf sich hat, das wir auf dem ganzen Land ausgesät hatten: es handelt sich schlicht und einfach um Futterklee! Ich habe bereits den Ertrag von zwei Teilen der Fläche an benachbarte Bauern verpachtet, die nun täglich das Futter für ihre Kühe absicheln. Mit dem Rest werde ich wohl ähnlich verfahren, da ich mir die Sichelei selbst ersparen möchte und ich mich auch (noch?) nicht traue, eigene Kühe anzuschaffen. Dafür liebäugeln wir inzwischen damit, ein Gänsepaar freizusetzen. Truthähne und Hühner stehen auch auf der Wunschliste, aber alles auf einmal geht ja doch nicht.

Nach dem wirklich kalten Winter kam ein recht kühler, dafür aber wunderschöner, weil SEHR regenreicher Frühling. Die ersten Obstbäume blühten Ende Februar, bis Mitte April war bereits alles vorbei und nur noch grün. Dafür sehr saftig grün. Fast wie in Europa: Tagsüber sonnig und dazwischen oft bewölkt, Nachts mit Schauern und Wind. Bereits seit Jahren ausgetrocknete Quellen sprudeln wieder, und man spricht inzwischen von der besten Regensaison seit zehn Jahren. Sind also die Opfer an den alten *Regengott* Baal angenommen worden ? ;-))

Leider habe ich es immer noch nicht geschafft, alle Oliven zu lichten, denn einmal ‘oben im Baum’ sieht man immer wieder noch ein trockenes Ästchen oder Zweiglein, das abgesäbelt werden will - und so dauerte es manchmal mehrere Nachmittage, bis ich mit so einem Baum fertig war. Einer unserer älteren Nachbarn meinte, daß ein paar der Bäume über tausend Jahre alt seien - was möglicherweise etwas übertrieben ist. Da ich sie jedoch nicht absägen möchte, kann ich dies leider nicht verifizieren, doch ein paar hundert Jahre haben diese Baumveteranen ganz sicher schon auf dem Buckel... und was sind da schon einige Nachmittage?!

Unsere Solaranlage funktioniert immer besser, d.h. mit zunehmender Sonnenscheindauer steigt die Wassertemperatur höher und höher. Mittels einer neu installierten Meßstation haben wir über mehrere Tage die Temperaturkurve notiert - und schon um 12:00 Mittags stehen die ersten 200 l Heißwasser mit gut 70°C zur Verfügung!

Und da wären wir auch schon beim Grund für die Verzögerung beim weiteren ‘Oasenausbau’: Mich hat nämlich mein Ruf als Solarfachmann eingeholt - in Form von neuen Aufträgen zur Beheizung von Schwimmbädern bzw. deren Wasser. Angefangen hatte es damit Ende Februar, als sich ein gut situierter Damaszener meldete und darüber beklagte, daß das Wasser in seinem Pool so beißend kalt sei, daß sich niemand aus der Familie hinein traue. Meine erste Messung zeigte 9 Grad C an - kein Wunder, da will auch ich nicht rein . Mit der Hilfe von Werkstattmeister Omar sowie Cousin Razzak haben wir dem Kunden daraufhin den bislang wohl größten Einzelkollektor installiert, der in je Syrien hergestellt wurde, was wahrlich nicht ohne einiges an Mühe ging - das Teil ist immerhin 9 Meter lang, 125 cm breit, und wurde an einer Stützmauer in gut 6 Meter Höhe montiert. Die Anlage hat eine Schaltung mittels Kugelventilen, die es ermöglicht, das heiße Wasser im Sommer auch in den Brauchwasserkreislauf der Wohnung einfließen zu lassen. Und nach einigen Schwierigkeiten und argem Zeitverzug (was hier aber - Allah sei es gedankt - überhaupt nichts macht ) war der Kunde nach Ende der Installation so zufrieden, daß er über zwei weitere Folgeaufträge verhandeln will, sobald ich wieder in Damaskus bin - einmal für den Pool seiner Landhaus-Villa und zum anderen für den Pool eines Verwandten.

Eigentlich wollte ich ja nicht mehr (wieder) in das Solargeschäft - schließlich hatte ich das schon mal über zehn Jahre lang gemacht; aber irgendwo muß der Kapitalrückfluß herkommen, und außerdem stand fast das gesamte notwendige Material noch ungenutzt im Lager herum, also warum nicht??

Gemeinsam mit meinem Freund Ma’n Kaadan, Syriens ‘Erster Mann’ für Windenergie, wurde daraufhin eine lockere Kooperation auf dem Sektor der Alternativenergie beschlossen, in der wir uns gegenseitig Aufträge beschaffen, technisch zusammenarbeiten und in Zukunft vielleicht sogar gemeinsame Neuentwicklungen angehen. Und aus Madiara wird dann vielleicht nicht nur ein ‘Kibbuz’ mit dem Namen *Rainbow Farm* (weil jeder Sprinkler einen wunderschönen Regenbogen über das Land ‘zaubert’ ... und weil so bald wie möglich - neben Razzak, Miriam und Söhnchen Hassan - auch Omar mit seiner Frau und ihren beiden Töchtern herziehen soll), sondern auch noch ein kleiner Produktionsort für Solaranlagen, Solarkocher, Windkraftanlagen usw.

Es gibt natürlich noch einen Haufen weiterer guter und verrückter Ideen, aber was davon realisiert wird, und wann, das weiß bislang nur Allah ! Und natürlich seid Ihr alle auch ernsthaft dazu eingeladen, hier mit zu investieren. Ob in der Produktion, der Landwirtschaft, der Energieversorgung - es steht eine Menge an, was gute Renditen verspricht. Also Interessenten: bitte melden!!

Und nicht nur der Ruf als Energetiker holte mich ein, sondern auch der als Dolmetscher. Plötzlich kommen nicht nur von hier Anfragen (Delegationen usw.), sondern sogar aus Berlin - echt komisch, denn in den vergangenen Jahren dachte ich manchmal schon, ich sei völlig passé. Also, feinen neuen Anzug gekauft, nebst Schuhen, Hemden, Krawatte usw. (ich nenne dies übrigens meinen *Arbeitsoverall*) - und dann lustig bilingual losgequatscht. Schließlich bin ich sowohl vereidigt, als auch ‘staatlich geprüft’ - und was immer das auch heißen mag, es wird jedenfalls gut bezahlt .

Ansonsten geht der Ausbau unseres Hauses langsam aber stetig weiter. Die Verglasung des Salons und des Entrées sind endlich erfolgt. Insgesamt wurden dabei fast eine Tonne Stahlprofile und gut 60 qm Glas verarbeitet. Den Kamin aus Hine haben wir - entgegen der ursprünglichen Planung - dann doch dort gelassen, da ich im Lager noch eine passende Stahlplatte gefunden habe, aus der wir uns ein ähnliches Stück für den o.g. Salon geschweißt haben (die Werkstatt ist inzwischen so gut ausgerüstet, daß wir dies fast alles selbst machen können, wenngleich ich natürlich immer noch gerne auf die entsprechenden Fachkräfte aus dem näheren Umkreis zurückgreife). Was wir allerdings im Laufe des Sommers aus Hine holen werden, ist der dortige Diesel-Generator, um in Zukunft gegenüber dem Unbill der doch noch häufigen und manchmal sogar langen Stromunterbrechungen gefeit zu sein.

Als nächster Schritt wird nun in diesem Sommer - so Allah will - das Bad gebaut, denn das *fehlt* doch ziemlich arg. Mal sehen, wie die ‘Marmeladenglas-Wände’ dann wirklich aussehen. Und woher ich eine Badewanne bekomme, in die ich auch hineinpasse, ohne daß Füße oder Knie oberhalb der Wasserlinie frieren müssen.

Was jetzt erst einmal ansteht: Jannis Aziz zu seiner Mutter nach Australien *versenden*. Also habe ich Nadina zur Volljährigkeit einen Flug nach Downunder geschenkt - verbunden mit dem *Bringedienst*. Nun warten wir auf die Ferien (Anfang Juli). Nur schade, daß es dort jetzt kalt wird (seltsam, dieser Erdball...).
Miriam wird die Sommerferien in Damaskus verbringen. Und Aziz wird dann im September von seiner Schwester Hanna nach Damaskus zurückgebracht - dann hat diese auch endlich einmal die Gelegenheit, unsere kleine Oase zu besuchen!

Also, wie schon im letzten Rundschreiben: gehabt Euch wohl, behaltet *Love and Peace* im Auge - und nicht das TV, bleibt gesund und meldet Euch mal wieder!!

Ganz herzliche Grüße aus unserer Oase !
Euere
Aziz + Achmed



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